Jamestown News
22 Juli 2025

Erfolgreiches Europateam: Jamestown gewinnt Sternekoch für Shoppingcenter

Philipp Braunfels hat den Aufbau von Jamestown Europe verantwortet – heute steuert er ein internationales Team, das Immobilien nicht nur verwaltet, sondern weiterdenkt. Im Interview spricht er über urbane Regeneration, Michelin-Sterne im Shoppingcenter und die Frage, was es braucht, um in Europa nicht nur präsent, sondern erfolgreich zu sein.

Philipp Braunfels, Managing Director von Jamestown Europe

Philipp Braunfels

Herr Braunfels, wie sind Sie zu Jamestown Europe gekommen und welche Aufgaben übernehmen Sie dort heute?

Ich bin gebürtiger Kölner und seit über zwölf Jahren bei Jamestown. Nach Stationen in Köln, den USA und Lateinamerika habe ich 2019 den Aufbau unserer europäischen Plattform übernommen. Der Hauptsitz ist in Köln, wo wir eng mit unseren Schwesterfirmen zusammenarbeiten. Gemeinsam mit meinem Co-Head Gijs Molenaar, der in London sitzt, bilden wir die Geschäftsführung von Jamestown Europe. Während  ich die Bereiche Transaktionen, Kapitalmärkte und Investor Relations/Kapitalbeschaffung verantworte, liegt bei Gijs Molenaar der Schwerpunkt auf dem operativen Immobiliengeschäft, das heißt das Assetmanagement, die Immobilienentwicklung sowie unsere Kernkompetenz das sogenannte Placemaking (Creative & Marketing).

Placemaking ist seit vielen Jahren ein Erfolgsfaktor für Jamestown in den USA. Wie übertragen Sie diesen Ansatz auf den europäischen Markt?

Placemaking ist eine unserer Kernkompetenzen und umfasst viele Disziplinen – von Innenarchitektur über Grafikdesign bis hin zu Communitymanagement. Einige dieser Bausteine sind global anwendbar, andere müssen stark lokal angepasst werden. In Europa berücksichtigen wir dabei nicht nur Landes- und Stadtkultur, sondern auch die Mikrokultur eines Standorts. Wir arbeiten bewusst mit lokalen Teams, denn ein Projekt in Portugal braucht andere Ansätze als eines in den Niederlanden oder in Großbritannien.

Wie groß ist das Team in Europa?

Aktuell beschäftigen wir rund 45 Personen, die ausschließlich für das Europageschäft tätig sind und sich auf fünf europäische Standorte verteilen (Köln, Amsterdam, London, Madrid, Lissabon). Ein zentraler Erfolgsfaktor von uns ist, dass wir mit eigenen Teams vor Ort vertreten sind, denn Immobilien sind ein lokales Geschäft. Daher haben wir in jedem Land, in dem wir Immobilien verwalten, sowohl Assetmanagerinnen und -manager als auch Kreativ- und Marketingmanagerinnen und -manager vor Ort. Das Assetmanagementteam verantwortet die wirtschaftliche Seite der Immobilie, das Kreativteam entwickelt die Identität und das Leben rund um das Gebäude.

Was braucht es, um sich im europäischen Markt erfolgreich zu positionieren?

Wir wussten von Anfang an, dass niemand in Europa auf uns gewartet hat. Deshalb war klar: Wenn wir hier aktiv werden, dann mit einem klaren strategischen Fokus. Unser Alleinstellungsmerkmal ist der ganzheitliche Ansatz der Standortentwicklung, den wir auch in den USA, wo wir seit mehr als 40 Jahren am Markt sind, intensiv verfolgen. Wir sind vertikal integriert und decken sämtliche Leistungsphasen der Immobilienwertschöpfungskette intern ab. Dabei setzen wir stark auf unsere Präsenz vor Ort und den direkten Kontakt mit Mieterinnen und Mietern, begleiten jede Besichtigung selbst und entwickeln gemeinsam Programme, die das Gebäude lebendig machen. Ein Beispiel dafür ist unsere Kooperation mit Ampido in Köln: Viele unserer Stellplätze blieben abends und am Wochenende ungenutzt, während gleichzeitig aufgrund der Nähe zu mehreren Eventlocations ein hoher Parkplatzsuchverkehr herrschte. Um dieses Problem zu lösen, haben wir unseren Mietern ein kostengünstiges Stellplatzmodell angeboten, das die Nutzung auf Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr beschränkt. Außerhalb dieser Zeiten wurden die Stellplätze externen Nutzern zur Verfügung gestellt. Das Ergebnis war eine klassische Win-Win-Situation für alle Beteiligten - für unsere Mieter, für uns und für die Nachbarschaft.

Das ist insbesondere für den Bürobereich entscheidend, denn die Arbeitswelt der Zukunft findet in belebten, gemischt genutzten Räumen statt, und nicht mehr in anonymen Großraumbüros. Immer wichtiger wird deshalb das aktive Bespielen und Weiterdenken von Immobilien über die klassische Büronutzung hinaus. Angebote wie Gastronomie oder Gemeinschaftsflächen sind für viele Mieterinnen und Mieter längst ein ausschlaggebender Faktor. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen so wohlfühlen, dass sie gerne den Weg ins Büro auf sich nehmen – nicht aufgrund von Anwesenheitspflichten, sondern weil sie den Arbeitsplatz als inspirierend und fördernd empfinden.

Können Sie Beispiele für solche Projekte nennen?

Ein sehr gutes Beispiel ist das Projekt Groot Handelsgebouw in Rotterdam. Es handelt sich um ein urbanes Regenerationsprojekt mit über 100.000 Quadratmetern Mietfläche. Wir haben das Gebäude mit über 20 Prozent Leerstand übernommen, inklusive Herausforderungen im Erdgeschossbereich. Nach der Pandemie haben wir das gesamte Erdgeschoss neu gedacht, bestehende Mietverhältnisse in enger Abstimmung mit den Mieterinnen und Mietern einvernehmlich beendet und ein neues Konzept mit Gastronomie, Einzelhandel und Gemeinschaftsflächen entwickelt. Auch das zuvor ungenutzte Dach wird nun in einen attraktiven Ort für Freizeit, Veranstaltungen und Erholung verwandelt. Dabei liegt der Fokus darauf, die verschiedenen Nutzungen harmonisch zu verbinden und Synergien zu schaffen.

Gibt es auch Beispiele aus Deutschland?

Ja, beispielsweise unser Objekt in der Schanzenstraße in Köln. Dort befinden sich neben TV-Studios und Produktionsfirmen wie Banijay/Brainpool auch Bildungseinrichtungen wie die TH Köln und die Internationale Filmschule. Ein denkmalgeschütztes Gebäude auf dem Areal wird gerade vollständig kernsaniert und bietet künftig rund 1.600 Quadratmeter Bürofläche mit Raumhöhen von über 3,50 Metern. Auch hier zeigt sich unser Anspruch, Bestand behutsam weiterzuentwickeln und zu modernisieren, statt abzureißen.

Im denkmalgeschützten Gebäude in Köln Mülheim sitzen mehrere Produktionsfirmen und Bildungseinrichtungen.

Und wie sieht es mit dem Thema Einzelhandel aus?

Auch hier sind wir aktiv. Ein Beispiel ist ein Shoppingcenter in San Sebastián, Spanien, das wir für eine Pensionskasse managen. Dort haben wir unter anderem den Food Court neugestaltet, ein neues Branding etabliert und eine neue Vermietungsstrategie erarbeitet und umgesetzt. Ziel war es, das Angebot insgesamt zu diversifizieren und das Center stärker an die regionale Identität und die Kultur des Baskenlandes anzubinden. Besonders stolz sind wir auf die Zusammenarbeit mit lokalen Spitzenköchen, darunter ein Michelin-Stern-Träger, der nun ein Bistro im Center betreibt.

Welche Rolle spielt Großbritannien für Jamestown Europe?

Großbritannien ist ein wichtiger Standort für uns. Wir haben ein zentrales Büro in London. Viele Transaktionen und Kapitalströme laufen über London. Für den ersten europäischen Publikumsfonds haben wir Großbritannien nicht berücksichtigt – nicht wegen mangelnden Vertrauens in den Markt, sondern damit der Fonds ausschließlich in Euro investieren kann. Grundsätzlich sind wir dort aber sehr aktiv.

Was sind Ihre strategischen Ziele für die kommenden Jahre?

Wir sind derzeit in sechs Ländern aktiv und betreuen ein Volumen von rund einer Milliarde Euro. Unser Ziel ist es, dieses Geschäft weiter auszubauen. Wenn wir in den nächsten Jahren auf zwei Milliarden wachsen und vielleicht ein bis zwei weitere Länder erschließen, sind wir sehr zufrieden. Die Basis dafür ist gelegt. Wir haben die europäische Plattform in schwierigen Zeiten gegründet und sind trotz aller Herausforderungen solide gewachsen. Kein einziges unserer Objekte ist in Schieflage geraten, was verdeutlicht, dass wir potenzielle Herausforderungen frühzeitig identifizieren und vorausschauend bewältigen.

Und wie sieht es mit der Deal-Pipeline aus?

Nach einem weitgehenden Stillstand am Transaktionsmarkt im vergangenen Jahr beobachten wir seit einigen Monaten eine spürbare Belebung. Unsere Pipeline ist sehr aktiv. Wir haben ein sechsköpfiges Transaktionsteam, dass in den relevanten Märkten hervorragend vernetzt ist und aktuell mehrere interessante Projekte im Ankauf prüft.

Herr Braunfels, vielen Dank fürs Gespräch!