
Levi’s Plaza vor der Skyline von San Francisco
Nach der Pandemie erreichten viele US-Innenstädte historisch hohe Leerstände von rund 20 Prozent bei Büroimmobilien in zentralen Lagen – die dramatischste Phase seit Jahrzehnten. Doch inzwischen zeigen sich wieder erste positive Anzeichen, denn große Unternehmen wie Amazon, JPMorgan Chase und AT&T setzen wieder konsequent auf Büroräume – teils mit Fünf-Tage-Woche – und treiben die Rückkehr in zentrale Lagen aktiv voran. Gefragt sind vor allem Premium-Objekte mit hochwertiger Ausstattung. Veraltete Büroflächen werden modernisiert, umgewidmet oder abgerissen, sodass überwiegend nur noch hochwertigere und modernere Flächen übrigbleiben. Diese Entwicklungen deuten auf eine nachhaltige Wiederbelebung urbaner Bürostandorte hin – vor allem in den Metropolen.
Levi’s Plaza vor der Skyline von San Francisco
San Francisco, das in den vergangenen Jahren vor allem mit einer hohen Leerstandsquote in Verbindung gebracht wurde, profitiert inzwischen von der dynamischen Entwicklung im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) – gepaart mit erheblichen Investitionen. Allein in San Francisco haben KI-Unternehmen seit 2020 mehr als 103 Milliarden US-Dollar an Risikokapital erhalten – mehr als in den beiden vorherigen Technologiebooms zusammen.
Das zeigt Auswirkungen auf dem Immobilienmarkt: Mehrere wachstumsstarke KI-Unternehmen haben ihren Büroflächenbedarf in kurzer Zeit erheblich ausgeweitet. OpenAI etwa hat rund 100.000 Quadratmeter angemietet – weitere Anmietungen sind bereits angekündigt.
Branchenbeobachterinnen und Branchenbeobachter erwarten, dass KI-Firmen in San Francisco mittelfristig mehrere Hunderttausend Quadratmeter Bürofläche nachfragen könnten. Für den lokalen Markt wäre das eine substanzielle Belebung. Es ist kein Zufall, dass sich diese Unternehmen gezielt für urbane Lagen interessieren: Nähe zu Talenten, Infrastruktur, Austausch und Sichtbarkeit spielen dabei eine zentrale Rolle. Büropräsenz wird nicht als Pflicht verstanden – sondern als strategischer Vorteil und klares Bekenntnis zur Stadt.
Parallel verändert sich das Verständnis, wie Städte genutzt werden. Die Grenzen zwischen Wohnen, Arbeiten und Freizeit verschwimmen zunehmend. Innenstädte mit einseitiger Nutzung – etwa reine Büroviertel – geraten unter Druck, während gemischt genutzte Quartiere an Attraktivität gewinnen. In vielen US-Städten wird heute aktiv an Konzepten gearbeitet, die Büroflächen, Gastronomie, Einzelhandel und öffentliche Räume sinnvoll kombinieren.
Diese Entwicklung erhöht die Attraktivität städtischer Räume und fördert deren Lebendigkeit. Besonders gefragt sind heute gut erreichbare Lagen mit hochwertiger Ausstattung und einem Nutzungsmix, der auch außerhalb klassischer Bürozeiten funktioniert. Für Eigentümerinnen und Eigentümer sowie Betreiberinnen und Betreiber ergeben sich daraus neue Perspektiven – insbesondere dann, wenn der Bestand gezielt auf die veränderten Anforderungen ausgerichtet wird.
Der Ghirardelli Square liegt ebenfalls in San Francisco.
Auch auf nationaler Ebene deuten die Zahlen auf eine positive Entwicklung hin. Der Office Utilization Index von Kastle Systems, der den Zugang zu Bürogebäuden in zehn US-Städten misst, liegt inzwischen stabil bei 50 bis 60 Prozent des Vorkrisenniveaus – mit Aufwärtstrend. In mehreren Metropolregionen ist die Nachfrage nach modernen Flächen in zentraler Lage wieder gestiegen. Entscheidend ist dabei nicht die Rückkehr zu Altem, sondern die Anpassung an neue Arbeits- und Lebensformen.
Es zeigt sich: Die US-Innenstädte befinden sich in einem starken Wandel, der vielerorts neue Kräfte freisetzt.