Jamestown-Geschäftsführer Fabian Spindler
Inside USA: Zwischen Trump, Märkten und Chancen
Mit Donald Trump im Weißen Haus bleibt die politische Lage unberechenbar – und damit auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Einschätzungen müssen regelmäßig neu bewertet werden. Unser Geschäftsführer Fabian Spindler war kürzlich vor Ort und berichtet über seine Eindrücke nach den ersten 100 Tagen der zweiten Trump-Regierung.

Herr Spindler, Sie haben die Entwicklungen der letzten Wochen intensiv verfolgt. Wie schätzen Sie die aktuelle Lage in den USA ein?
Was mir wichtig ist: Wir fühlen uns in einer Einschätzung sehr bestätigt, die wir schon vor Monaten getroffen haben. Nur die Kapitalmärkte können Trump zum Einlenken bewegen – und genau das haben wir in den vergangenen Wochen gesehen. Die Unruhe an den Märkten hat Wirkung gezeigt. Gleichzeitig ist die politische und wirtschaftliche Unsicherheit spürbar gestiegen. Das drückt sich auch in den Kapitalmarktdaten aus: Neben der Achterbahnfahrt an den Aktienmärkten sind auch die Renditen der Zehnjahres-Staatsanleihen der USA zwischenzeitlich um rund 0,5 Prozentpunkte gestiegen – ein deutlicher Ausschlag, der das wachsende Misstrauen der Anleger widerspiegelt.
Wie erleben Sie die Stimmung in den USA?
Sie ist gespalten. Diejenigen, die Trump unterstützen, stehen weiterhin hinter ihm. Kritische Stimmen nehmen aber ebenfalls zu – viele sind überrascht von der Radikalität der Trump-Regierung. Was mich weiterhin befremdet, ist die relativ geringe öffentliche Gegenwehr. Demonstrationen bleiben, gemessen an der Tragweite der Entwicklungen, überschaubar.
Welche Auswirkungen sehen Sie auf den US-Immobilienmarkt?
Die Fundamentaldaten sind weiterhin stabil. Gerade im Bürobereich beobachten wir eine steigende Mietnachfrage, auch weil Unternehmen wieder verstärkt auf Präsenz im Büro setzen. Das gilt besonders für Büromärkte wie New York, wo wir zuletzt die stärksten Vermietungszahlen seit Jahren gesehen haben. Auch im Einzelhandel bleibt die Nachfrage hoch. Aber: Die politische Unsicherheit kann sich kurz- und mittelfristig auf die Märkte auswirken. Die Käufer sind derzeit zurückhaltender und warten erst einmal ab.
Wie reagieren Sie konkret auf die aktuelle Marktlage?
Wir haben entschieden, den ursprünglich für das 2. Quartal 2025 geplanten Start unseres Nachfolgerfonds für den Jamestown 32 zunächst zu verschieben. In der jetzigen Phase wäre es aus unserer Sicht nicht verantwortungsvoll, ein neues Produkt aufzulegen. Niemand kann vorhersagen, wie sich die Situation weiterentwickelt. Was mir wichtig ist: Wir handeln konsequent aus Sicht unserer Anleger und lassen uns nicht unter Druck setzen. Gleichzeitig bereiten wir uns vor, um bei einer Stabilisierung des Umfelds schnell reagieren zu können.
Welche Fonds stehen konkret in der Vorbereitung?
Wir arbeiten derzeit an zwei Fonds: dem Nachfolgefonds für den Jamestown 32 für den US-Markt sowie unserem ersten Europafonds. Beide Projekte sind weit fortgeschritten, die Verkaufsunterlagen lassen wir bereits genehmigen. Damit haben wir die Möglichkeit, entweder in den USA oder in Europa schnell den passenden Fonds aufzulegen. Unsere europäische Plattform steht bereits seit über fünf Jahren mit mittlerweile fünf Standorten in Köln, Amsterdam, London, Madrid und Lissabon. Bisher haben wir ausschließlich mit institutionellen Investoren zusammengearbeitet. Umso mehr freuen wir uns, bald unseren deutschen Privatanlegern einen Europafonds anbieten zu können. Der Fonds war von Anfang an ein zentraler Bestandteil unserer langfristigen Strategie.
Welche Regionen stehen im Fokus für den Europafonds?
Wir konzentrieren uns auf Länder, in denen wir eigene Niederlassungen und damit ein starkes Asset Management vor Ort haben: Deutschland, die Niederlande, Spanien und Portugal. Der Fonds wird ausschließlich in Euro investieren, ein Währungsrisiko ist also ausgeschlossen.
Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung in den USA in den nächsten Monaten ein?
Die aktuelle Rezessionsgefahr hat sich durch die US-Zollpolitik erhöht. Entscheidend wird sein, wie schnell die Handelskonflikte beigelegt werden können. Die nächsten Arbeitsmarktdaten, die Anfang Mai veröffentlicht werden, könnten weitere wichtige Signale liefern. Bislang zeigt sich der Arbeitsmarkt robust, aber auch hier beobachten wir mögliche Veränderungen sehr genau. Je näher die Kongresswahlen, die sogenannten Midterms, im Jahr 2026 rücken, desto mehr liegt es allerdings in Trumps Interesse, dass etwas mehr Ruhe einkehrt, da sonst die Gefahr besteht, dass die Republikaner die Mehrheit im Kongress verlieren. Die weitere Entwicklung in den USA hängt also stark von diesen Faktoren sowie von der politischen Stabilität ab.
Wie sehen Sie den US-Immobilienmarkt grundsätzlich?
Die Transparenz bleibt einer der größten Vorteile. Daten zu Transaktionen, Mieten oder Leerständen sind für alle Marktteilnehmer verfügbar, wodurch Marktteilnehmer die Möglichkeit haben fundierte Entscheidungen zu treffen. Außerdem hilft uns diese Transparenz, Trends frühzeitig zu erkennen und unsere Immobilien konsequent weiterzuentwickeln.
Zudem ist der US-Markt der größte Immobilienmarkt der Welt, was enorme Möglichkeiten für Wachstum und Diversifikation bietet. Die langfristigen Aussichten sind nach wie vor positiv und wir richten unser Portfolio so aus, dass wir weiterhin von den dynamischen Entwicklungen in den USA profitieren können.