Jamestown News
15 Juli 2025

Stadt der kurzen Wege: Wie die 15-Minuten-Idee auch in den USA ankommt

Ein Café um die Ecke, die Kita fußläufig erreichbar, der Arbeitsplatz nicht weiter als eine Viertelstunde entfernt: Was in vielen Metropolen lange als urbane Utopie galt, wird heute rund um den Globus erprobt, auch in den USA.

Das Konzept der 15-Minuten-Stadt hat sich von einer Vision zur handfesten Planungsidee entwickelt. Und auch wenn das Auto im amerikanischen Alltag vielerorts noch eine zentrale Rolle spielt, wächst das Interesse an durchmischten, nachhaltigen Quartieren mit kurzen Wegen.

High Line

Die High Line in New York lädt zum Spazierengehen ein

Ein Leitbild für die Stadt der Zukunft

Ursprünglich stammt die Idee von Carlos Moreno, Professor an der Sorbonne in Paris. Sein Ziel: Städte so zu gestalten, dass zentrale Lebensbereiche wie Arbeit, Bildung, Einkaufen, Gesundheit und Freizeit binnen einer Viertelstunde zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar sind. Das senkt nicht nur den CO₂-Ausstoß, sondern stärkt auch die lokale Wirtschaft und das soziale Miteinander. Im Mittelpunkt steht eine simple, aber wirkungsvolle Idee: Die Stadt soll sich wieder an den Bedürfnissen der Menschen orientieren – nicht umgekehrt.

Von Paris bis Kopenhagen: Europa macht es vor

Paris gehört zu den Vorreitern. Unter Bürgermeisterin Anne Hidalgo wurde eine konsequente Verkehrswende eingeleitet: Hunderte Kilometer Radwege, autofreie Innenstadträume, umgestaltete Schnellstraßen wie das Seine-Ufer, all das hat die Lebensqualität in der Stadt spürbar verbessert. Auch Barcelona und Kopenhagen setzen das Konzept mit sogenannten „Superblocks“ oder der „5-Minuten-Stadt“ um. Die Städte gewinnen dadurch an grünen Straßen, autofreien Quartieren und lebendigen öffentlichen Räumen.

Kurze Wege auch in Amerika

In den USA ist der Wandel anspruchsvoller. Viele Städte wurden im 20. Jahrhundert rund ums Auto gebaut, mit getrennten Zonen für Wohnen, Arbeiten und Freizeit. Doch genau hier setzen Pioniere an. In Alpharetta, Georgia, zeigt das Projekt Avalon, wie gemischt genutzte Quartiere auch im US-Kontext funktionieren: Büros, Einzelhandel, Gastronomie, Kino, Hotel und Wohnraum – alles in fußläufiger Nähe und architektonisch hochwertig umgesetzt.

Ein weiteres Beispiel ist Culdesac Tempe in Arizona: das erste komplett autofreie Quartier der USA. Hier entstehen Wohnungen für rund 1.000 Menschen, ergänzt durch Geschäfte, Co-Working, Restaurants und Nahversorgungsangebote. Das Viertel ist als lebendiger Mikrokosmos konzipiert, der neue Maßstäbe für urbane Lebensqualität setzt.

Und selbst in der Autostadt Atlanta wächst das Interesse an Alternativen: Die Atlanta BeltLine, ein 35 Kilometer langer grüner Rundweg für Fußgängerinnen, Radfahrer und Läufer, verbindet ehemals getrennte Stadtteile und schafft neue Räume für urbane Entwicklung.

Das Wohnkonzept Scout Living in Ponce City Market in Atlanta: Voll möblierte, gemütliche Apartments zur Kurz- und Langzeitzeitmiete.

Mischnutzung als Erfolgsfaktor

Studien belegen den positiven Effekt solcher Ansätze. Laut CBRE weisen Quartiere mit vielfältiger Nutzung niedrigere Leerstandsraten auf, besonders relevant angesichts veränderter Arbeitsmodelle und rückläufiger Nachfrage im reinen Bürosegment. Erfolgreiche Beispiele wie der Meatpacking District in New York oder der Seaport District in Boston zeigen, dass urbane Revitalisierung durch Mischung funktioniert.

Jamestown: Investieren in urbane Lebensqualität

Für Jamestown sind Konzepte wie die 15-Minuten-Stadt kein Trend, sondern Teil einer langfristigen Strategie: Kurze Wege, hohe Aufenthaltsqualität, kluge Nutzungskonzepte und starke Marken vor Ort sind zentrale Bestandteile dieser Entwicklung.

Denn klar ist: Die Zukunft der Städte liegt in ihrer Nähe. Wer urbane Räume heute klug gestaltet, schafft nicht nur Werte, sondern leistet auch einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit, Lebensqualität und sozialem Zusammenhalt – ob in Paris, Alpharetta oder New York.